Tatsächlich hatten Kreidler bereits vor "European Song" eine neue Platte fertiggestellt. Sessions in Mexiko-Stadt Anfang 2016 entwickelten sich zu einem Album, das in vielerlei Hinsicht leichter, minimalistischer und verspielter war als die Kreidler-Arbeiten der letzten Jahre. Anfang November wurde der letzte Schliff an die Stücke gelegt, der Mastering-Termin war gebucht. Dann kam der Schock der US-Wahl: Trump hatte gewonnen. Und damit fühlte sich das ursprünglich geplante Album falsch an - ein neues musste her. Die Band verschob das Mastering und traf sich in einem Studio in Hilden zu neuen Aufnahmen. Die äußeren Umstände lieferten keinen Mangel an Inspiration, Kreidler hatte gerade eine Mini-Tournee beendet und war bestens eingespielt. Die Songs wurden in spontanen Improvisationen live aufgenommen; sie benötigten kaum noch Overdubs oder zusätzliche Produktionen, nur etwas präzise Bearbeitung für ein Mehr an Prägnanz, an Kohäsion, an Druck - ohne dabei die rauen Kanten der Sessions zu glätten. Die Band war hörbar gemeinsam bei der Sache, jeder brachte sein Bestes ein. Man hört Direktheit in den Liedern und eine Bereitschaft zu handeln: "European Song" ist Musik für den Widerstand.