Michy Reinckes Label Rintintin ist ein wohltuendes Beispiel für den musikalischen Reichtum abseits des Konzern-Mainstreams. Hier veröffentlicht der Sänger, Texter, Komponist, Arrangeur und Produzent neben seinen eigenen Werken Musik, die ihn bewegt. "Sie haben den Falschen" ist prall gefüllt mit starken, charaktervollen Songs. Das Album unterstreicht aufs Neue, warum Reincke seit vielen Jahren ein Alleinstellungsmerkmal in der deutschen Popmusik besitzt: Kaum einer versteht es, Liebeslieder, Tragödien und Gesellschaftskritik auf so lebenskluge wie humorvolle Weise zu verbinden. Dabei geht es mit Baritonsaxofon, Prince-Zitaten, D6-Clavinet (remember Stevie Wonders "Superstition") und Wah-Wah-Gitarren bisweilen ziemlich funky und rhythmisch gekonnt zur Sache. Das Alkoholiker-Drama "Noah" sowie das Orchester-Stück "Die Frau, in der die Welt verschwand" lassen niemanden kalt und berühren durch ihre inhaltliche und formale Klarheit. Unterm Strich verbindet Reincke auf dem Album die frische Unbekümmertheit eines kategorisierungsresistenten Klangforschers mit bunter Stil-Vielfalt zu einem harmonischen Ganzen.