Denkt man an amerikanische Singer/Songwriterinnen, kommen einem unweigerlich Künstlerinnen wie Joni Mitchell, Joan Baez, Melanie oder Tracy Chapman in den Sinn. Aber man sollte auch Janis Ian nicht vergessen. Immerhin ist sie zweifache Grammy-Preisträgerin, ihr Album "Between The Lines" (1975), ihr zweites für Columbia Records, war wochenlang auf Platz 1 der US-Billboard-Album-Charts, insgesamt 64 Wochen ununterbrochen in den Charts und wurde mit Platin ausgezeichnet. Den Grundstein für ihre beispiellose Karriere legte die 1951 in New York geborene Sängerin und Gitarristin bereits 1967 mit ihrer Single "Society"s Child", einem sehr kontroversen Song über eine gemischtrassige Liebe, die von den Eltern und der Gemeinde nicht toleriert wurde. Janis traf damit den Nerv der Zeit, textlich orientierte sie sich an den Themen der damals angesagten Girlgroups: Ein Mädchen verliebt sich, Eltern und Gesellschaft sind dagegen. "Society"s Girl" wurde übrigens mehrfach gecovert, unter anderem von Spooky Tooth, Judy Stone und Foreigners Lou Gramm. Natürlich stand der Song auch auf dem Programm, als Janis Ian am 4. Oktober 2004 im Sendesaal von Radio Bremen auftrat. Solo, nur die Künstlerin, ihre Gitarre, ihre Stimme und ihre einzigartige Ausstrahlung. Und eine mitreißende Entertainerin und Geschichtenerzählerin. Mehr braucht es nicht. Wenn sie heute an diesen Abend zurückdenkt, schwingt neben ein wenig Wehmut auch viel Hoffnung in ihrer Stimme mit: "Nächte wie diese bestärken mich in meinem Glauben, dass diese Welt ein friedlicher Ort sein könnte. Letztendlich kommt es auf Freundlichkeit an. Einfühlungsvermögen. Verständnis. Im Rahmen unterschiedlicher Kulturen, Sprachen und sogar Glaubensrichtungen ist Musik das große verbindende Element."