Fun-Punk - unter den Strengen und Orthodoxen ist der Begriff verpönt. Sogar die Toy Dolls, die international als Erfinder des Genres gelten, lehnen den Begriff bis heute ab. Die Abstürzenden Brieftauben hingegen, die Mirco "Micro" Bogumil 1983 gemeinsam mit Konrad Kittner gründete, trugen die Bezeichnung mit Stolz: "Wir waren die ersten, die das hierzulande aufs Plakat geschrieben haben: Deutschlands Fun-Punk-Duo Nr. 1." Um umgehend zu hören zu bekommen: "Ihr seid doch gar keine Punks!" Dabei war der "Fun" der Abstürzenden Brieftauben die echte Befreiung. Stets spielten sie schnell, griffig und kalifornisch, verbanden sie wohlgelaunte Hooklines mit klaren Ansagen, waren die NoFX der Bundesrepublik. 2006 musste Micro seinen besten Freund Konrad mit nur 44 Jahren nach einem Herzstillstand beerdigen. Auf Konrads Grabstein steht "pacem et circenses", eine Anspielung auf das 1993er-Album der Band, "Friede und Spiele". Und eine Haltung, die Micros neuer Mitstreiter Olli Bockmist als Fan der Band aufgesaugt hat, bis er 2013 schließlich selber Mitglied wurde. Jetzt wird alles wieder so gemacht wie früher und vor allem werden seit 23 Jahren wieder neue Songs geschrieben. Hört man "Doofgesagte leben länger" wird klar: Das ist die Luft zum Atmen, die der Punk braucht. Die Essenz aus Spielfreude und den paar klaren Grenzen, die man sich für ein würdevoll widerständiges Leben setzt. Gegen Faschos. Gegen Überwachung. Gegen Frühvergreisung. Für Freiheit, für Freude, für das Leben.