Das Carsten Daerr Trio war während der vergangenen Jahre mit Unterstützung des Goethe-Instituts viel auf Achse. Mit ihrer sperrigen, mitreißenden Energie machten die drei das Publikum neugierig - egal ob in Südamerika, Australien, Nordafrika oder im Nahen Osten. Denn das Jazztrio bietet Alternativen zur Lieblichkeit ähnlicher Formationen, entwirft Musik, die den Hörer an einer Grundlagenforschung zum aktuellen Stand kommunikativer Improvisation teilhaben lässt. Die Reiseerfahrungen flossen in das Album "Wide Angle" ein. Musik im Weitwinkel: Von der Orgel etwa stammt das psychedelische Moment. Flächige Farben, dichte Netzwerke, Rhythmen, die herben Rock der 70er zieren könnten, treffen auf wuchtige Akkorde. Cluster, die sich in perlende Melodiegirlanden auflösen, stehen neben hingetupften Motiven. Dann wird wieder kräftig gewühlt im Flügel, gerührt auf den Trommeln, gerannt über das Griffbrett. Das Carsten Daerr Trio beweist: Triospiel muss sich nicht mit dem Ästhetizismus der Vergangenheit zufrieden geben. "Wide Angle" zieht daraus die konsequenten Schlüsse.