Kritik und Tanz! Andreas Spechtl - sonst der Frontmann von Ja, Panik, hier zum dritten Mal solo unterwegs - reißt uns mit Beats, Techno und Avantgarde mit in eine ungewisse Zukunft. Lange Zeit kannte man Andreas Spechtl nur und zuerst als Frontmann der österreichisch-berlinerischen Band Ja, Panik. Seit 2015 veröffentlicht er auch als Solokünstler und mit "Strategies" sein nunmehr drittes Album. Damit hat es einer der mutigsten und kritischsten Musiker unserer Zeit geschafft, zu einem Vorreiter der musikalischen Avantgarde zu werden. Und fast wie nebenher formuliert er dabei die wichtigen Grundsätze unserer Gegenwart: wenn es falsch ist, sei dagegen. Wo die beiden Vorgängeralben "Sleep" und "Thinking About Tomorrow (And How To Build It)" noch intim und still anmuten und von den beunruhigenden Erfahrungen unserer politischen Gegenwart erzählen, explodiert auf "Strategies" der Widerstand mit einiger Grandezza und mit ihm die Lust an Beats, Techno und Tanz. Das Album feiert den Wahnsinn der Anarchie und reißt uns mit und über allem liegt die Stimme, die auf dem Vorgängeralbum schon fast verschwunden war, und die nun schreit, flüstert, klagt und uns mit dandyeskem Charisma und unerschütterlicher Lässigkeit durch Techno, Tribal und Disco Beats führt. Geschrieben wurde das Album in Mexiko, hauptsächlich auf einem Modularsystem und zwei Synthesizern. Keine VSTs, kein digitales Equipment, der Computer wurde zum bloßen Mehrspurrekorder degradiert. Statt digitalem Feintuning begegnet und die Tiefe eines analogen, schlüssigen Sounds. Andreas Spechtl schenkt uns mit "Strategies" ein Album von philosophisch-musikalischem Aktivismus und zeichnet die momentan klarsten, lesbaren Spuren in Richtung Zukunft.