Wie Yves Montand oder Serge Gainsbourg war Jacques Brel (1929-78) nicht nur ein begnadeter Chansonnier und Songschreiber (der wie Charles Trenet und Georges Brassens seine eigenen Lieder vortrug), sondern auch ein talentierter Schauspieler. Was ihn jedoch von seinen Kollegen unterschied: er widmete sich zuerst der einen Profession, dann der anderen. Der Belgier Brel, in Brüssel aufgewachsen, ging in der Hoffnung auf eine Karriere als Chansonnier 1953 nach Paris. Dort sang er zunächst nur in kleinen Cabarets sowie auf Tourneen durch die französische Provinz. Brel litt unter starkem Lampenfieber, meist übergab er sich vor seinen Auftritten. Auf der Bühne agierte er dann jedoch ganz befreit und bot seinem Publikum einen expressiven, geradezu dramatischen Vortrag. Die Themen seiner Chansons decken ein weites Spektrum von Liebesliedern bis zu scharfer Gesellschaftskritik ab. Ende der Fünfziger gelang ihm der Durchbruch, innerhalb kurzer Zeit avancierte Brel zu einem der wichtigsten Repräsentanten der Chanson-Szene. 1967, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, trat Brel von der Bühne ab, spielte in zehn Spielfilmen mit und widmete sich der Fliegerei und dem Segeln. 1976 ließ er sich auf einer polynesischen Insel nieder, zwei Jahre später starb er an Lungenkrebs.