Wer Guido Möbius' Werdegang von "Klisten" (2002) und "Dishoek" (2005) über "Gebirge" (2009) bis zu "Spirituals" (2012) verfolgt hat, weiß um seine Begeisterung am Fragmentarischen und Zersplitterten. Die herrscht auch bei "Batagur Baska" vor. Tierfreunde kennen die Nördliche Batagur Flussschildkröte als bedrohte Spezies, von der nur noch wenige Exemplare leben. Schlägt man aus diesem Umstand einen Bogen zum Albumtitel, kann man durchaus Parallelen erkennen: Veröffentlichungen wie diese sind überaus selten. Was den Humor, die Technikbeherrschung und die Freude am Verlöten kleinteiliger Musikpartikel angeht, darf ein Vergleich mit Mouse on Mars und Akufen nicht fehlen. Nur dass dieser hinkt, denn bei Möbius ist das Unerwartete Programm. Wohin sein Geschredder, Gerumpel und Geschiebe führt, lässt sich nie erahnen, seine Songs verknotet Möbius immer wieder neu. Dabei hat sein Soundkosmos über die Jahre an Spannung, Wucht und Rhythmik gewonnen. Nach dem Einzug von Beats, Bass und Brass gesellt sich auf "Batagur Baska" die extreme Vielschichtigkeit als Gestaltungselement hinzu. Doch obwohl die acht Tracks in alle Richtungen auseinander schweifen, klingen sie nach einem kohärenten Ganzen. Ganz große Kunst.