Jazz ist die Musik der Großstadt. Eigentlich. Jazz ist eine universelle Sprache. Eigentlich. Dabei gibt es noch kleine Biotope, in denen eigene Gesetze gelten. Zum Beispiel im Wendland. Dort, an der Elbe, hat sich eine der eigenwilligsten Jazzformationen Europas angesiedelt. Mauvve Stan (sprich: Moof Sten) machen Musik zu einem Erweckungserlebnis. Wenige Takte von "Flyin_ÇÖ" reichen, um vertrautes Hörterrain zu verlassen. Ein multiinstrumentales Quintett mit drei Gitarren, zwei Schlagzeugen, Bass, Keyboards und Stimmen erfindet die Musik buchstäblich neu. Max und Stefan Wulff, Werner Kracht, Matthias Gruber und Willem Hasse hören einander zu und öffnen sich gegenseitig Türen. So entsteht eine Klangarchitektur, deren Räume durch Membrane mit der Umwelt interagieren. So scheint es manchmal, als würde das im Jazz so unverzichtbare Lead-Instrument einfach fehlen. Zum Mittelpunkt der Musik werden dadurch nicht die Akteure, sondern die Hörer, in deren Wahrnehmung sich die Sounds zusammensetzen. Dieser Mut zu provozieren und zu polarisieren ist selten in Deutschland.