Wenn eine Platte von Pitchfork das Prädikat „Best New Music“ bekommt, dann muss an der Sache was dran sein, denn bekanntlich wird hier äußerst genau und kritisch hingehört. Im Review heißt es: „This is the War on Drugs’ most lustrous, intricately detailed, and beautifully rendered record to date“ und schon beim erstmaligen Hören der Platte kann man diese Lobpreisungen nur unterschreiben.
Nachdem das langjährige Bandmitglied Kurt Vile die Band nach dem groß gefeierten Durchbruchs-Album „Slave Ambient“ von 2011 verließ, um auf Solopfaden weiter zu wandeln, brach für Sänger & Mastermind Adam Granduciel von The War On Drugs eine schwere Zeit an, auch wenn es für die Gruppe nach der Platte steil bergauf ging. Nach dem Release ging es auf zweijährig Tour durch die USA und die Band arbeitete in einem langwierigen Prozess an „Lost In The Dreams“. Während schon „Slave Ambient“ eine intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Innenleben war, so betrachtet Granduciel nun noch einmal genauer die Scherben, die vor drei Jahren liegen gelassen wurden. Zeilen wie “I’m in my finest hour/ Can I be more than just a fool?” des 4 Tracks “The Ocean In Between the Waves”, machen deutlich: Hier gibt’s noch viel zu klären.
Aus den Bruchstücken der eigenen Zweifel, Sorgen und Probleme schuf das Quartett aus Philadelphia nun 10 neue Titel und dieses Mal wurde die komplette Band mit Dave Hartley (Bass), Robbie Bennet (Piano u.a.) und Patrick Berkery (Drums) intensiv in das Songwriting eingebunden. „Ich wollte, dass es ein Projekt unter Freunden wird. Jeder einzelne in der Band nimmt unser Projekt ernst. Davon handelt auch unser Album - Freundschaft, Erwachsen werden, das Leben leben und einander zu helfen.“, so Granduciel, der für seinen Hang zur Perfektion bekannt ist.
Und auch als Team schaffen es The War On Drugs auf dieser Platte ein perfektes, homogenes Konglomerat an Stücke zu versammeln, die bis ins kleinste Detail durchdacht sind. Immer noch hört man viel Einfluss von Künstlern wie Bruce Springsteen (insgesamt bedienen sich die Band vieler Ideen der späten 80er) oder Folk-Legende Bob Dylan, an den Granduciel in Sachen Stimme und Phrasierung mehr als deutlich erinnert. In den Stücken, die sich stilistisch aus Americana, Folk, Rock und Blues zusammen setzten, steckt unglaublich viel Gefühl, ohne dabei gefühlsduselig zu werden, und Liebe zu Feinheiten. Die Band lässt sich Zeit, um die Wirkung der einzelnen Elemente voll zur Geltung bringen zu können und so sind es kleine, simple Gitarren-Riffs, die fast am Ende eines Songs auftauchen und den gesamten Track zur vollen Entfaltung bringen. Der fast 9-minütige Opener „Under The Pressure“ beginnt mit einem knarzenden Drumcomputer-Flackern, sphärischen Delay-Gitarren, bevor einen straighter Beat und unterstützendes Slide-Gitarren dazu kommen. Wie dieses Stück, wirkt die gesamte Platte verträumt und gleichzeitig zielstrebig und schafft damit einen äußerst gelungenen Spagat zwischen Nachdenklichkeit und Nach-Vorne-Denken.
„Lost in The Dreams“ erscheint als Doppel-LP auf schwarzem Vinyl und ist schon jetzt ein ganz heißer Anwärter auf eines der besten Indie-/Folk-Alben 2014.
DaSs The War On Drugs auch live aller erste Sahne sind, zeigen sie bei dieser Live-Version des zweiten Album-Tracks „Red Eyes“. (RK)
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