Es gehört zu den schönsten Eigenheiten der Popmusik, dass sie keine Regeln befolgen muss. Dass sie es mit fast hundertprozentigem Anteil eben doch tut und die Ketten des Marktes und der Erwartung niemals abstreift í geschenkt. Aber ausgelatschte Pfade sind nicht die gewählte Route von Station 17, einer Band, die noch viel zu oft als Projekt bezeichnet wird, obwohl es sie seit immerhin 30 Jahren gibt. Passend zu diesem Jubiläum erscheint neben einer Werkschau auch das Album "Ausblick". Quasi der Zwilling zum vorherigen Album "Blick": eine Sammlung spannender Kollaborationen. Sie entstanden in einem abgelegenen Studio im beschaulichen norddeutschen Niebüll mit Krautlegenden wie Günter Schickert oder faUSt sowie den Elektronikmusikern Schneider TM, Harald Grosskopf & Eberhard Kranemann sowie Ulrich Schnauss. Pyrolator, Datashock und Andreas Spechtl sind ebenfalls dabei. Allen ist gemein, dass sie sich der Produktions- und Kompositionsweise von Station 17 angepasst haben. Also keinen patriarchalen Stempel aufdrücken wollten, sondern sich einfügten in einen Arbeitsprozess, der ausschließlich im Hier und Jetzt angesiedelt ist. Es ist die Unmittelbarkeit, die "Ausblick" so ungemein eigen macht, ein wohlgemutes Verwischen von Distanz, das im verkifften Dub ebenso gut funktioniert wie in den leicht neben der Kappe sitzenden, krautigen Elektro-Tracks.